Pflanzenmagie – Die stille Kunst des Sammelns und Verwandelns
Eintauchen in die Natur
Ich sammle nicht einfach Blätter.
Ich streife aufmerksam durch die Landschaft, lasse mich leiten –
und finde, was sich einfinden will.
Im Frühling beginnt die magische Zeit.
Wenn die Blätter ihre volle Kraft entfalten und die Natur erwacht, zieht es mich hinaus –
auf Wiesen, in den Wald, an den Rand der Felder.
Ich sammle achtsam, wähle mit Blick und Gefühl.
Was mich berührt, darf mich begleiten: Blätter, Gräser, Farnwedel, Rindenstücke.
Ich danke der Natur für das, was sie mir anvertraut – für jenen Teil, den ich später sichtbar machen darf. Es ist kein Sammeln. Es ist ein stiller Dialog mit der Natur und ihrer vergänglichen Schönheit.
Die Sprache der Blätter
Ecoprint ist für mich ein Ritual – ein Gespräch mit dem Vergänglichen.
Ein Blatt berührt den Stoff, hinterläßt Farbe, Form und Atem.
So entsteht ein Abdruck, der mehr ist als Dekor: ein Echo von Zeit, ein Hauch von Seele.
Diese Stoffe sind Erinnerungsräume. Keine Oberfläche – sondern Tiefe.
In einem aufwändigen, intuitiven Prozeß hinterlassen manche Blätter, Blüten und Rinden
ihre Spuren auf Stoff und Papier – nicht bloß als Abdruck, sondern als Begegnung.
Es ist wie ein Einfangen des Augenblicks:
ein flüchtiger Hauch von Zeit, der sichtbar wird und bleibt.
Inspiriert von der Pionierin India Flint arbeite ich mit pflanzlichen Farbstoffen, natürlichen Materialien und Hingabe an das, was die Pflanzen bereit sind zu geben –
nie gleich, kaum planbar, immer wahrhaftig.
Der Moment der Verwandlung
Jeder Stoff braucht seine eigene Vorbereitung.
Ich beize mit natürlichen Mitteln – angepaßt an Material und Farbwirkung.
Wolle, Baumwolle, Seide: jede Faser hat ihre Eigenheiten.
Die Pflanzen werden sorgsam platziert, das Ganze auf ein Rohr gewickelt und fest verschnürt – bereit für die Verwandlung.
Dann wandert das Bündel in ein Bad – oft aus Blauholzwasser, manchmal etwas anderem.
Langsam erhitzt, fast bis zum Kochen, darf es dann über Nacht ruhen.
Und am nächsten Tag folgt jener Moment, den ich kaum erwarten kann:
das Entrollen.
Ein kurzes Video lässt dich daran teilhaben –
am Augenblick, in dem das Bündel geöffnet wird –
und Natur sich in Kunst verwandelt.
Manches erscheint deutlich, manches wie ein Schatten,
manches ein Geheimnis.
Oft rolle ich alte Schlüssel mit ein – sie hinterlassen kraftvolle Formen, eigenwillige Spuren, echte “Schlüsselmomente”.
Seelenkleidung – Natur auf der Haut
Besonders eindrücklich zeigt sich die Pflanzenmagie in meiner „Seelenkleidung“.
Diese Kleidungsstücke sind mehr als tragbare Textilien – sie berühren tief. Sie erzählen Geschichten von Wäldern, Sommerregen, wilden Ranken und sanftem Licht.
In ihnen lebt die Natur weiter – eingebettet in Fasern, die getragen werden wollen.
Jedes Stück ist ein Unikat. Keine Mode, sondern Haltung.
Für Menschen, die nicht einfach Kleidung suchen –
sondern ein Stück Natur, das sie begleitet, einhüllt und ihnen ein gutes Gefühl schenkt.
Ein leiser Zauber bleibt
Auch als Drucke auf Papier fließt diese Kunst in meine Bilder ein –
als Teil des Ganzen, als Echo der Natur.
Nach dem Entrollen folgt das Trocknen, Auswaschen, Fixieren. Manche Farben verblassen ein wenig – aber der Ausdruck bleibt. Was entsteht, ist kein bloßer Abdruck. Es ist ein Dank. Eine Erinnerung. Ein leiser Zauber, der geblieben ist.
Und wie in der Natur selbst: Es gibt nichts zweimal.
„Jede Pflanze hinterläßt eine Erinnerung - an die Jahreszeiten und damit an die Essenz der Natur. “